Geschichte

Geschichte als Unterrichtsfach in der Schule war nichts für mich. Vielleicht war der Lehrer schlecht, vielleicht war auch mir schlecht von all den Schlachten, Kriegen, Revolutionen, Intrigen, die es seit Menschengedenken gibt, und jedes blutige Ereignis hatte eine Jahreszahl, die wir zu lernen hatten, um den Schrecken datieren zu können. Da die Menschen anscheinend schon immer nichts Besseres miteinander anzufangen wussten, als sich gegenseitig umzubringen wegen Land, Macht und Geld, erschien mir die Geschichte als endlose Beweiskette der These meines Lateinlehrers: Homo homini lupus - der Mensch ist in dem Menschen ein Wolf. Bedeutende Lämmer wie Jesus, Gandhi, Martin Luther King ließ man eine Weile Frieden und Verständigung predigen, um sie dann doch zu reißen, damit die Welt verstand: Wer gegen Gewalt kämpft, wird durch Gewalt sterben.

Irgendwann ließ ich die Schlachten und die dazugehörigen Jahreszahlen an meinem Geist abprallen und freute mich auf den Musikunterricht, wo unser Lehrer uns die neuesten Beatles-Platten vorspielte, die wir ihm mitbrachten. Einer dieser Songs hieß "All you need is love". John Lennon sang ihn, und er machte mir ein bisschen Hoffnung auf eine bessere Welt.

Viele Jahre später hörte ich in den Nachrichten, John Lennon sei auf offener Straße erschossen worden.

Hans Kruppa "Lichter der Hoffnung"